Küche und Garten. Heimatpraktiken lateinamerikanischer Aktivist*innen

Das Teilprojekt untersucht, wie die Praktiken lateinamerikanischer Aktivist*innen in (kollektiven) Küchen und Gärten dazu beitragen, utopische, zukunftsorientierte Heimaten zu gestalten.

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt „Küche und Garten. Heimat-Praktiken lateinamerikanischer Aktivist*innen“ untersucht politische Projekte der Landbesetzung und die soziokulturellen Konstruktionen und Bedeutungen von Arrangements, die Menschen, Orte, Pflanzen und Essen einbeziehen. Der Fokus liegt auf Praktiken von Aktivist*innen in häuslichen und kollektiven Räumen, insbesondere in Gemeinschaftsküchen und -gärten, und ob und wie diese dazu beitragen, erkämpfte Territorien als utopische, zukunftsorientierte Heimaten zu gestalten. Ein besonderes Interesse liegt in den potenziellen Wechselwirkungen zwischen gemeinschaftlichen und individuellen Bindungen an territoriale Räume. 

Im Fokus des Teilprojektes stehen Akteur*innen vor allem aus der Arbeiter*innenklasse, die sich in informellen Arbeitsverhältnissen und vulnerablen Wohnsituationen befinden, sowie ihre Beteiligung an kollektiven Land- und Wohnprojekten. Heimat wird als eine Reihe prozesshafter und zukunftsorientierter Praktiken und Beziehungen in einem Arrangement aus Menschen, Orten, Pflanzen und Essen konzipiert. Um zu verstehen, wie Heimat durch die Verflechtung von Land, Nahrung und Politik modelliert wird, werden im Rahmen des Teilprojektes Fallstudien in Brasilien und Argentinien durchgeführt. Anhand dieser Beispiele werden kollektive Projekte zur Landbesetzung, welche meist, aber nicht immer von sozialen Bewegungen koordiniert werden, sowie ihre Strategien und Praktiken der Beheimatung und kollektiven Zugehörigkeit untersucht.

Das besondere Interesse liegt dabei auf der Rolle von Küchen, Gärten und Beeten sowie dem Agroforst, also Räumen, die für die Nahrungsproduktion und Essensvorbereitung zentral sind. Heimat wird demnach in Verbindung mit Ökologie und dem emanzipativen Potenzial von Aktivismus untersucht. Das Teilprojekt untersucht die Konstruktion von Heimat somit als Möglichkeit der gesellschaftlichen und ökologischen Transformation und bringt utopische und zukunftsgerichtete Aspekte von Heimat und Beheimatung in den Sonderforschungsbereich ein.

Gastwissenschaftler 2025/26

Alexandre Noguerira Martins schloss sein Soziologiestudium in São Paulo mit einer Promotion an der Freien Universität Berlin ab. Seine Forschungsinteressen liegen insbesondere in der politischen Soziologie und den Gender Studies mit Schwerpunkt auf Iberoamerika. Der Titel seines aktuellen Forschungsvorhabens lautet „The Amazon as a Home in Dispute: Care, Futurity, and Territory in the Practices of Social Movements“. Darin untersucht er, wie Vorstellungen von Heimat in der Politik sozialer Bewegungen rund um den Amazonas entstanden sind und wie diese Bewegungen mit neoliberalen und neokolonialen Politiken umgehen, die auf ihre Territorien zielen.

Portraitfoto von Herrn Nogueira