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Heartlands: Heimat als moralische Landschaft in der anglo-amerikanischen Literatur

Im Teilprojekt C05 geht es um Konstruktionen von Heimat (Home / Homeland / Belonging) im angloamerikanischen Roman seit den 1970ern.

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt untersucht Darstellungen erlebter Heimaträume im US-amerikanischen Roman seit 1970. Die Ausgangsthese ist, dass die Wahrnehmung gesellschaftlicher und landschaftlicher Räume immer auch durch die Wahrnehmung starker Wertehierarchien strukturiert wird, d.h. durch moralische Topographien, die sich als sinn- und praxisorientierende Räume konkretisieren. Als Schlüsselkonzept zur Fokussierung auf moralische Topographien dient der Begriff des Heartland, der im medialen Diskurs der USA oft politisch polarisierend wirkt, hier jedoch in heuristischer Erweiterung auf künstlerische Modellierungen identitätsstiftender Heimatregionen im Allgemeinen bezogen werden soll. Das Teilprojekt möchte Verhandlungen neuerer Regionalismen befragen (Stichwort „Wiederkehr der Region“ im Zeitalter der Globalisierung) und blickt auf die Konsekrations- und Autorisierungsmechanismen, durch die prestigebehaftete Heimatatmosphären besondere kulturelle Relevanz und Sichtbarkeit erlangen. 

Im Teilprojekt sollen mehrere Formationen des zeitgenössischen Romans untersucht werden. Der Korpus umfasst Texte, die Heartlands mit Bezug auf verschiedene Regionen modellieren (Squatter Regionalists wie etwa Barbara Kingsolver oder Marylinn Robinson); Werke, die das Problem des regionalen Heartland mit Aspekten des multikulturellen Belonging verbinden (typisch für so genannte Hyphenated Literatures: African-American, Latinx-American, Asian-American, Native-American, Jewish-American usw.) und verschiedene Formen der ökokritischen Sensibilität (klassische Nature Writers wir Wendell Berry oder auch postapokalyptische Entwürfe (Cormac McCarthy, Colson Whitehead, etc.). Die Fokussierung auf Heartlands als moralische Topographien verspricht neue Erkenntnisse über die Modellierung und Bewertung von Heimatatmosphären; und der Blick auf neuere Formen des regionalistischen branding und place-making soll die Unterschiede zwischen klassischen und neueren literarischen Heimatmodellierungen schärfen. Zudem soll die Frage nach den Mechanismen literarischer Konsekration, die kulturelle Relevanz und Autorität literarischer Heimatmodellierungen im Kontext der Akademisierung des literarischen Feldes seit 1970 erhellen.

Gastwissenschaftlerin 2025/26

Anna-Lena Eick ist medien- und kulturwissenschaftlich arbeitende Komparatistin. Nach ihrem Studium in Augsburg, Lille und an der Université de Lorraine wurde sie an der Universität Gießen im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft promoviert. In ihrem Habilitationsprojekt untersucht sie (post-)digitale Konstruktionen von Zugehörigkeit/en in Texten internationaler Gegenwartsliteratur im transnationalen Vergleich. Dabei verbindet sie Erkenntnisse narratologischer Frameworks mit intermedialen, kultursemiotischen und raumtheoretischen Ansätzen – im Kontext der transversal gestellten Frage nach Zugehörigkeit/en. 

Portraitfoto von Frau Eick